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[Kurzrezension] Mareike Fallwickl – Das Licht ist hier viel heller

„Was bleibt von einem Menschen, wenn man ihm alles nimmt, seine Sprache, seine Umgebung, seine Gewohnheiten, sein Selbstverständnis, wer ist er dann, zurückgeworfen auf sich selbst? Das Licht ist hier viel heller, obwohl das Meer es gierig verschluckt.“


Inhalt

Maximilian Wenger war einer der Großen, ein Bestsellerautor, ein Macher. Jetzt steht er vor einem Scherbenhaufen: Niemand will mehr seine Romane lesen, und seine Frau hat ihn gegen einen Fitnesstrainer eingetauscht. In einer kleinen Wohnung unweit von Salzburg verkriecht er sich vor der Welt.
Wengers achtzehnjährige Tochter Zoey plant ihre Zukunft nach ganz eigenen Vorstellungen. Schnell merkt sie, dass sie dabei an ihre Grenzen stößt – und das Erwachsenwerden mit Schmerz verbunden ist.
Dann bekommt Wenger diese Briefe. Obwohl sie an seinen Vormieter adressiert sind, öffnet er sie, und es trifft ihn wie ein Schlag: Sie sind brutal und zart, erschütternd und inspirierend. Wer ist die geheimnisvolle Fremde, die von flüchtigem Glück, Verletzungen und enttäuschter Hoffnung erzählt? Was Wenger nicht weiß: Auch Zoey liest heimlich in den Briefen. Sie hat etwas erlebt, das sich in diesen wütenden Worten spiegelt. Beide, Vater und Tochter, werden an einen Scheideweg geführt, an dem etwas Altes endet und etwas Neues beginnt.


Meinung

Ich habe eine ganze Zeit lang gebraucht, um meine Meinung zu „Das Licht ist hier viel heller“ in Worte fassen zu können. Denn dieses Buch ist alles andere als ein gefälliger Wohlfühlroman, als ein Buch, das gefallen will, das nett und lieb sein möchte.

Mareike Fallwickl hat mich mit ihrem überragend sprachlichem Talent überzeugt und in den Bann gezogen. Die Worte sind fein, geschliffen und poetisch. Doch trotz aller Poesie schafft die Autorin es, jeder Figur einen eigenen Ton zu verleihen. Besonders die eingestreuten Briefe sind einfach beeindruckend – sie gehen in all ihrer Schönheit direkt von der Seite übers Auge ins Herz und schlagen dort ihre Klauen hinein.

Die Geschichte um den alternden Schriftsteller Wenger beginnt ruhig und scheint ein bisschen vor sich hin zu plätschern, doch die Ruhe trügt und man sieht die Welle nicht, die einen überrollen wird. „Das Licht ist hier viel heller“ ist schwere Kost und ließ mich mit einem drückendem Gefühl im Magen und einem Kloß im Hals zurück. Während des Lesens wusste ich teilweise nicht, wohin mit den wechselnden Emotionen, wohin mit der Wut und der Traurigkeit.

Die Charaktere sind alle ein wenig, nun ja, speziell. Und dadurch verdammt menschlich.
Wenger ist, gelinde gesagt, ein unsympathischer und sexistischer Mann, der mit seinem Leben nicht wirklich klar kommt. Ein Protagonist wie er ist für mich als Leser zwar schwer zu ertragen, aber er ist für die Geschichte so wichtig und notwendig und er darf gar nicht anders sein.
Seine Tochter Zoey dagegen wirkt oft erwachsener als Wenger selbst und ist am Anfang recht unnahbar, aber sie ist mir irgendwie ans Herz gewachsen. Ihre Handlungen waren für mich manchmal nicht ganz nachvollziehbar, ein bisschen unberechenbar, aber gerade dadurch war sie erfrischend.

„Das Licht ist hier viel heller“ ist eines dieser Bücher, die wichtig sind. Die man einerseits jedem in die Hand drücken möchte, aber andererseits nicht richtig empfehlen kann. Es ist mittendrin in der Gesellschaft, mitten zwischen #metoo, vorgegaukeltem perfektem Social Media Leben, zwischen Liebe zur Literatur und Kritik an der Branche, zwischen Zuneigung und Ekel. Dieser Roman tut weh, er prügelt den Leser windelweich und er hallt nach. Ein Buch, über das man reden sollte – und muss.


Fakten

(Werbung, unbezahlt)

Genre: Gegenwartsliteratur

Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt

Erscheinungsdatum: 30.08.2019

ISBN: 9783627002640

Preis: 24,00 €

Hardcover mit Schutzumschlag, 384 Seiten

weitere Formate: eBook (15,99 €)

Über die Autorin

Die 1983 geborene Österreicherin Mareike Fallwickl betreibt seit zehn Jahren einen Literaturblog, arbeitet als freie Texterin und schreibt für eine Salzburger Zeitung. 2018 erschien ihr Debütroman „Dunkelgrün fast schwarz“, der als Buchhändlerliebling gilt.

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