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Christian von Aster & Carsten Steenbergen – Die Wutbriefe

Es folgt unbezahlte Werbung. 

Veranstaltungsankündigung:

Die Wutbriefe.
Von Bernt Klötzke und Timo von Spitz.

Aufgeführt von Christian von Aster und Carsten Steenbergen.
Wo?
Krystallpalast Varietè Leipzig, Magazingasse 4, 04109 Leipzig
Wann? 19.02.2019 um 20.00 Uhr


„Meine sehr geehrten Damen und Herren,
die Ankündigung lebender Legenden ist niemals leicht.“


Inhalt

Die Wutbriefe.
Oder auch: ein Briefwechsel zwischen den Autoren Bernt Klötzke und Timo von Spitz, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich dennoch so wahnsinnig ähnlich sind.

Ausgelöst durch die oberflächliche Lektüre eines von Timo von Spitz veröffentlichten Buches, fühlte sich Bernt Klötzke bemüßigt dem Autor einen Brief zukommen zu lassen. Diesen, mit mehr oder minder geschickt versteckten Beleidigungen, Anschuldigungen und impertinenten Fragen gespickten Brief kann von Spitz nicht auf sich sitzen lassen und verfasst seine Antwort in ähnlicher Manier.

Vorerst begnügen sich die beiden Schriftsteller mit dem Auseinandernehmen der Werke des Anderen. Doch mit der Zeit graben sie tiefer in der Vergangenheit herum und die Wut nimmt ihren Lauf…


Meinung

Das Cover. 

Oder besser gesagt: die Aufmachung. Denn vor mir liegt die „Super-Premium-ach-du-liebes-bisschen-Edition“.
Diese wurde in einem hübschen, schwarz-weißen Karton geliefert, ausgeschlagen mit schwarzem Seidenpapier und beinhaltet, neben einigen zauberhaften Goodies der beiden Autoren (also Bernt Klötzke und Timo von Spitz), die Wutbriefe in Briefform und eine Audio-CD. Das Hörbuch bietet die Vertonung durch die Autoren und einigen weiteren hörenswerten Stimmen. Eine Empfehlung von mir vorab – wenn ihr mit dem Gedanken spielt, die Wutbriefe bei euch einziehen zu lassen, investiert auf alle Fälle mit in das Hörbuch. Diese Vertonung lohnt sich.

Der Stil. 

Wütend.
Nein, Spaß beiseite. Der Schreibstil beider Autoren für sich ist für mich sowieso immer etwas Besonderes. Dieser Briefwechsel hebt das Ganze aber auf ein anderes Level, auch die Aufmachung spielt dabei eine Rolle. Die einzelnen Briefe zu lesen hatte etwas Intimes an sich. Etwas, das nicht ganz greifbar oder zu definieren ist. Als würde man in den privaten Angelegenheiten eines anderen rumschnüffeln. Obwohl man die Unterlagen quasi auf einem verwaisten Dachboden gefunden hat.
Der Schreibstil ist eloquent, intelligent und zieht den Leser in den Bann. Man merkt, dass dieses scheinbare Geplänkel am Anfang schnell zu etwas Ernsterem wird.

Auch an dieser Stelle möchte ich das Hörbuch nicht unerwähnt lassen. Die meisten wissen, dass ich Hörbücher selten wirklich mit voller Aufmerksamkeit und Wonne höre. Oft sind sie einfach ein Geräusch im Hintergrund oder kurzweilige Unterhaltung beim Autofahren. Anders ist es bei den Vertonungen von Christian von Aster, denn der Mann weiß einfach, was er da tut. (Anmerkung: Solltet ihr eine Chance haben, zu einer Lesung von ihm zu gehen – Zögert nicht. Geht hin.) Und mit Carsten Steenbergen hat er einen ebenbürtigen Gegenpart gefunden. Unterstützt von weiteren, angenehmen Stimmen, geben die beiden ein Spektakel zum Besten. Ein Fest für die Ohren, das die Briefe noch ein bisschen spannender werden lässt.

Die Charaktere. 

Bernt Klötzke
Autor diverser Kinderbuchklassiker. Der freche Gecko Ferdinand hat mit „Ferdi lernt lesen“ und anderen Aktivitäten, die ein Lurch augenscheinlich ebenso gut wie ein Kind lernen kann, Kinderherzen erobert. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen und Dialekte übersetzt und waren Kassenschlager. Da Klötzke aber schwer zufriedenzustellen ist, hat er sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere in die Spiritualität und nach Indien geflüchtet. Nach seiner Auszeit versuchte er an die vorherigen Erfolge anzuknüpfen, konnte es nicht und zog sich dann aus der Öffentlichkeit zurück.

Timo von Spitz
Autor von eher unbekannten Science-Fiction-Titeln. Alle seine Werke führten zu Kontroversen. Von den Fachleuten geliebt, wurde er vom Publikum ignoriert und der Erfolg blieb ihm dadurch komplett verwehrt. Um in keine finanziellen Schwierigkeiten zu geraten, musste er einen Job im Familienbetrieb im Bereich der Damenhygiene annehmen. In seiner Freizeit verdingt er sich weiterhin als Schriftsteller.

Das Setting.

Vorerst unbekannt, denn die Autoren geben erst nach und nach Einblick in die Hintergründe ihres Lebens. Manchmal recht nervenaufreibend für den Leser, da man schon gern wissen möchte, was denn da eigentlich wirklich vonstatten geht und woher die ganze aufgestaute Wut kommt.

Die Geschichte.

Ich dachte, ich wüsste, worauf ich mich einlasse. Was soll denn da schon an Geschichte kommen? Außer einem wirklich unterhaltsamen Briefwechsel zwischen zwei Autoren, die wunderbar schrullig daher kommen und sich gegenseitig verschwurbelte Beleidigungen beredt an den Kopf werfen? Nicht falsch verstehen, allein das hätte mir schon ordentlich Freude bereitet, aufgrund der Art und Weise, wie wunderbar die Motzerei der beiden verpackt wurde.
Doch nach dem anfänglichen Wortwechsel wurden die Briefe tiefsinniger und gleichzeitig verwirrender. Auf einmal war da eine Geschichte, die durch den Briefwechsel erzählt wurde. Ein paar Mal war ich wirklich irritiert, weil ich nicht glauben konnte, was da gerade stand. Komplett sprachlos hat mich dann das Ende und die Wahrheit hinter den Briefen zurückgelassen.
Mehr kann und will ich nicht verraten. Diese Geschichte ist etwas, das man selbst erleben muss.

Das Fazit.

Wütend und verwirrend, sprachgewaltig und intelligent. Für Liebhaber ungewöhnlicher, extravaganter Literatur.


Fakten

(Werbung, unbezahlt)

Verlag: The Dandy is Dead

Erscheinungsdatum: 01. 12. 2018

Formate:

  • Premium-Edition: Box, Goodies, einzelne Briefe, Hörbuch
    34,90 €
  • Buch, Hörbuch
    18,90 €
  • Hörbuch
    9,90 €

Über die Autoren

Christian von Aster, studierter Germanist und Künstler, wurde 1973 geboren. Neben seinen Büchern, beeinflusst er auch Filme und Bühnenstücke und ist einem breiten Publikum besonders durch seine mitreißenden Lesungen bekannt. In Leipzig betreibt er die monatlich stattfindende Lesebühne „Staun & Schauder“. 2012 wurde er mit dem SERAPH, dem deutschsprachigen Literaturpreis für Phantastik, ausgezeichnet.

Carsten Steenbergen, ebenfalls 1973 geboren, ist Roman- und Drehbuchautor. Er ist Gründungsmitglied des PAN e.V. (Phantastik-Autoren-Netzwerk) und wurde mehrmals für den deutschen Phantastikpreis SERAPH nominiert. Seine Romane erscheinen unter anderem bei Droemer Knaur, so auch seine Agententhriller-Reihe „Crane“.

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