Kritischer Blickwinkel. Montagsfrage #32
Die Montagsfrage ist eine Aktion der Buchbloggerin Antonia von Lauter & Leise.
Thema diese Woche ist:
Gibt es einen Autor, den du früher sehr bewundert hast, heute aber kritischer siehst?
Um es kurz zu machen – nein.
Die Begründung für diese einfache, klare Antwort ist wiederum etwas länger.
Die Frage ist auf eine Art und Weise gestellt, die für mich keine andere Antwort zugelassen hat. Denn ich bewundere nicht den Autor, sondern das, was er geschaffen hat. Ich kann einen Schriftsteller sympathisch finden oder eben nicht. Kombinationen daraus gibt es viele.
Mein kleines Büchernerdherz freut sich immer ungemein, wenn ich den Autor geliebter Bücher kennenlernen darf. Es ist ein wunderbares Erlebnis und ich finde Menschen ja grundsätzlich interessant und künstlerisch veranlagte Seelen ganz besonders. Und hier liegt der Kern der Sache – ich bewundere grundsätzlich nur Menschen, die ich persönlich kenne. Wirklich kenne. Keine Personen, die mir fremd sind. Keine, die ich nur flüchtig kenne. Das liegt mir einfach fern. Denn man kann grundsätzlich auf die Ferne eine andere Wirkung erzielen als in einem persönlichen Verhältnis. Daher liegt es bei einem sehr großen Teil der Autoren auch außerhalb des Möglichen, dass ich sie bewundere. Das hat wiederum im Übrigen nichts damit zu tun, ob ich ihr Werk an sich bewundere und liebe. Denn das kann ich durchaus. Hier geht es aber rein um Geschichten, um Figuren, um Welten. Nicht um die Person dahinter. Dass ich bestimmte Bücher im Laufe der Zeit kritischer sehe als vorher, ist wohl kein Geheimnis, aber das hat einfach damit zu tun, dass ich älter werde. Jeder Tag mehr Lebenserfahrung kann den Blickwinkel auf bestimmte Themen, teilweise sogar auf Äußerungen, und seien sie noch so kurz, komplett verändern. Dennoch gab es einen Zeitpunkt in meinem Leben, an dem diese Geschichte in genau diesen Worten, mit diesen Charakteren, das Richtige für mich war. In diesem Moment hat sie mir etwas gegeben und Gefühle in mir hervorgerufen, die ich eventuell heute nicht mehr ganz nachvollziehen kann. Aber um ehrlich zu sein, geht es mir ja nicht nur mit Büchern so. Manche Dinge, die ich gesagt oder getan habe, lösen bei mir heute nur noch ein müdes Lächeln oder ein ungläubiges Kopfschütteln aus. Nicht, dass ich sie bereue, denn sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Und ebenso ist es mit Büchern. Sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass ich heute an dieser Stelle in meinem Leben stehe.
Das Ganze ist jetzt doch etwas wirrer geworden, als ich dachte, aber ich hoffe, dass ihr meine Gedanken ein bisschen nachvollziehen könnt. Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung zu diesem Thema mit mir teilt, denn ich finde es unheimlich spannend.