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Ily Romansky – Zara Nesbit. Blutrabe.

Band 1 der Reihe rund um Zara Nesbit.


"Scheiterhaufen waren Magiern und Hexen vorbehalten.
Einfache Ketzer und Protestanten mussten mit einem Seil an einem robusten Baum vorlieb nehmen. 
Gerade jetzt, Ende Oktober, wenn Brennholz rar war, sah man die Zeugen dieser Frömmigkeit an Kreuzungen im Wind flattern." 

Inhalt

Zara Nesbit, ihres Zeichens eine junge Gouvernante im England zu Königin Marys Zeiten, ist auf dem Weg von York in die kleine, verschlafene Ortschaft Blackby in der Grafschaft Warwickshire. Sie hofft auf eine ruhige Anstellung in dem abgelegenen Landstrich und die Obhut für die kleine Tochter des örtlichen Barons zu übernehmen, scheint ein guter Anfang zu sein.

Doch schon kurz nach ihrer Ankunft muss Zara feststellen, dass auch hier, in diesem verlassenen Örtchen genau das auf sie wartet, vor dem sie hoffte Ruhe zu finden – die Magie. Denn Gouvernanten sind in England nicht nur zur Erziehung der Kinder gedacht, sondern auch dafür, sie von Magie fernzuhalten und sie zu schützen.
Alles Magische wird von den Menschen nicht nur misstrauisch beäugt, eine Verbindung dazu endet zwangsläufig mit Verfolgung durch die Inquisition und auf dem Scheiterhaufen. Die katholische Königin hat schließlich dafür gesorgt. Doch inzwischen sind die Menschen so ängstlich, dass alles, was auch nur im Entferntesten nicht der Norm entspricht, als Werk der Magie angesehen wird. Als Zara ihren Schützling, die kleine Gertie kennenlernt, weiß sie, dass ihr Aufenthalt vielleicht doch nicht so ruhig verlaufen wird, wie angenommen – denn das Mädchen passt so gar nicht in die gesellschaftlichen Vorgaben.

Auch die alte Abtei, in der die Familie des Barons lebt, scheint von Magie durchzogen. Zara weiß nicht, was sie davon halten soll. Als dann eine Magd unter mysteriösen Umständen den Tod findet, die Dorfgemeinschaft Zaras Schützling verdächtigt und sich mit Magie verbundene Vorfälle häufen, wird Zara von ihrer Vergangenheit eingeholt. Eine Vergangenheit, die sie um jeden Preis vergessen wollte…und die sie nicht davon abhalten darf, den wirklichen Mörder zu finden.


Meinung

Das Cover. 

Mord, Magie und Mystery – wären diese drei Worte in Kombination mit dem Schauplatz England und dem leicht historisch angehauchten nicht gewesen, wäre wohl „Blutrabe“ durch mein Raster gefallen. Denn, um ehrlich zu sein, das Cover des Buches ist leider nicht mein Fall, besonders die Farbgebung. Aber wie heißt es so schön? Beurteile ein Buch nie nach seinem Cover. Und auch hier hat sich dieser Ausspruch wieder bewahrheitet.

Der Stil. 

Ily Romanskys Schreibstil liest sich sehr flüssig, ist angenehm und passt sehr gut zur Geschichte. Ich bin ja bekennender Fan von Nichtbeschreibungen, besonders bei Charakteren, da meine Fantasie dann besser arbeiten kann. In „Blutrabe“ hat die Kombination zwischen Beschreibungen und der Abwesenheit dieser mir viel Freiheit gelassen und ich konnte mich dadurch schnell in die Geschichte vertiefen und mich mit Zara auf die Reise machen.

Die Charaktere. 

Zara Nesbit ist eine junge Gouvernante, die aber viel älter wirkt, als sie eigentlich ist. Das mag vielleicht auf den ersten Blick unglaubwürdig erscheinen, aber man muss die Zeit, in der man sich befindet, im Hinterkopf behalten. Die jungen Damen mussten ja zwangsläufig früh erwachsen werden und Zara bildet da keine Ausnahme. Schnell merkt man als Leser, dass Zara ein paar Geheimnisse rund um ihre Vergangenheit hütet. Sie wirkt manchmal etwas distanziert auf den Leser, aber auch dies erklärt sich relativ gut. Glaubhaft wird sie durch Charakterzüge wie leichte Naivität oder Ängstlichkeit, denn diese machen sie menschlich und lassen ihr Alter dann doch durchscheinen.

Gertie ist Zaras Schützling und die jüngste Tochter des Barons. Ein nettes, kleines Mädchen, das durch ihre – ich nenne es jetzt mal spoilerfrei – gesellschaftliche Normabweichung ein wirklich schweres Los zu tragen hat. In jungen Jahren musste sie schon viel durchstehen, dafür finde ich ihre Stärke erstaunlich. Ein toller Charakter, der mir beim Kennenlernen wirklich Freude bereitete.

Gabriel ist einer der Söhne des Barons, ein Strahlemann und netter Typ, der kein Wässerchen trüben kann. Er ist so etwas wie Zaras Anker in der Anfangszeit, da er ihr wirkliche Sympathie entgegenbringt.

Zacharius Wycliff, der Baron selbst, ist ein alter Grantelgreis, wie er im Buche steht. Undurchsichtig, immer schlecht gelaunt und trotzdem finde ich ihn echt klasse.

Die Dorfgemeinschaft ist wunderbar gezeichnet. Das Misstrauen, der Aberglaube, die Tratscherei – es ist einfach stimmig. Es gibt eine wahnsinnig reiche Dame, die jeden zu kennen scheint und bei der alle Fäden irgendwie zusammenlaufen; einen undurchsichtigen Händler; zwei Pfarrer, die unterschiedlicher nicht sein könnten und mich als Charaktere faszinierten; einen tumben Wirt samt Frau und eine Außenseiterin, die trotzdem irgendwie immer dabei zu sein scheint.

Das Setting.

Hinsichtlich der historischen Korrektheit kann ich leider nicht viel sagen, da ich hier einfach zu wenig bewandert bin. Für mich erschien alles soweit stimmig, daher habe ich hier nichts zu beanstanden.
Die Autorin versteht es, mit wenigen Worten die Landschaft vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen und ihn mit nach Blackby zu nehmen. Ich konnte mit Zara durch die Abtei wandeln, durch den Wald streifen und mir genau vorstellen, was sie dabei gesehen hat.
Viele Orte besuchen wir nicht in „Blutrabe“, die Anzahl ist überschaubar und nah beieinander. Das gefiel mir, da ich so leichter in der Geschichte bleiben konnte.

Die Geschichte.

Hier möchte ich gar nicht so viele drüber verlieren. „Blutrabe“ kommt anfangs wie ein einfacher, historischer Roman mit ein wenig Fantasy-Einflüssen daher, aber das ändert sich sehr schnell. Die Kombination von Mord, Magie und Mystery verspricht nicht zu viel, im Gegenteil es war wie bei einem Überraschungsei alles mit dabei und das in der richtigen Menge und Mischung. Gerade der Kriminalfall hat es für mich richtig spannend gemacht und in bester Manier bin ich auch wunderbar überrascht worden bei der Lösung und konnte lange mitraten und mitfiebern.
Trotz aller positiven Dinge möchte ich noch kleinere Kritikpunkte anführen. Im zweiten Teil der Geschichte gab es einen Punkt, an dem auf einmal enorm viel los war. Ich kam bald gar nicht mehr hinterher vor neuen Sachen, ich hätte mir gewünscht, dass es nicht so schnell Schlag auf Schlag kommt. Hinsichtlich der magischen Fähigkeiten bleiben auch einige Fragen offen und ein paar Dinge im Dunklen – hier muss man als Leser dann selbst entscheiden, wie man dazu steht und wie man es findet.

Das Fazit.

„Blutrabe“ zeigt einmal mehr, dass man Experimente wagen sollte als Leser. Ein Erstlingswerk, im Selbstverlag. Allein die beiden Worte wecken oft Vorurteile, durch die einem dann solche Schätze durch die Lappen gehen. Das wäre für Liebhaber von Kriminal- und Mysteryromanen in diesem Fall wirklich schade, denn trotz kleiner Schwächen ist es ein wirklich gelungenes, fesselndes Lesevergnügen.
„Blutrabe“ ist eine gekonnte Mischung aus einer Kriminalgeschichte im Stil von Agatha Christie und einem schaurigen Fantasyroman vor dem Setting des historischen Englands.


Fakten

Erscheinungsdatum: August 2018

ISBN: 978-1-7246-2014-9

Preis: 9,58 € in der Taschenbuchausgabe
1,49 € in der amazon kindle Ausgabe

Genre: Fantasy, Mystery, Krimi

354 Seiten

zur Leseprobe  (dieser Link führt euch auf eine externe Seite)

Über die Autorin

Ily Romansky wurde 1986 in Russland geboren. Nach dem Umzug nach Deutschland entdeckte sie ihre Liebe zur westlichen Literatur und studierte Geschichte, englische Literatur und Filmwissenschaften. Ihre Faszination für Autoren wie Jane Austen erklärt auch das Setting ihres Debütromans um Zara Nesbit.


Dieses Buch wurde mir von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt – vielen Dank hierfür. Meine Rezension wird hiervon nicht beeinflusst.

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