Cara Delevingne – Mirror, Mirror. Wen siehst du?
zusammen mit Rowan Coleman
"Heranzuwachsen und den Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein zu vollziehen ist eine der interessantesten Phasen im Leben: das Chaos, der Wahnsinn, die Hormone, die ständigen Veränderungen und Extreme."
Inhalt
Vier Außenseiter, die die Zeit ihres Lebens haben. Bis alles über Nacht zerbricht.
Rose ist ein schönes Mädchen aus gutem Hause, das nichts auf die Meinung anderer gibt. Sie ist eine begnadete Sängerin und besticht durch ihre Bühnenpräsenz. Doch der äußere Schein trügt wie so oft. Rose ist unglücklich und hat viele Geheimnisse.
Leo ist ein Junge, mit dem sich niemand anlegt. Nicht nur seine körperliche Präsenz ist einschüchternd, die Aggressivität, die bei ihm in der Familie liegt, lässt alle instinktiv auf Abstand gehen. Doch wenn er seine Gitarre in der Hand hält, ist er ein anderer Mensch.
Naomi kommt aus einer tollen Familie und kann sich auf jede erdenkliche Art ausleben. Sie sticht jedem ins Auge durch ihr fantasievolles Äußeres, schreibt liebend gern Songs und fühlt sich mit ihrem Bass in der Hand am wohlsten. Doch etwas fehlt ihr und so verschwindet sie dauernd für ein paar Tage und kehrt dann wieder zurück als wäre nichts geschehen.
Red ist wie der Name schon sagt rothaarig und versucht alles, das Innere nach Außen zu tragen und gleichzeitig nicht aufzufallen. Zusammen mit Naomi Songs zu schreiben und diese mit dem Rhythmus des Schlagzeugs zu unterlegen, geben Red das erste Mal das Gefühl, wirklich dazu zu gehören und etwas wert zu sein.
Die vier Freunde haben sich gesucht und gefunden und geben sich die Familie, die sie brauchen. Bis Naomi eines Tages wieder verschwindet, aber nicht mehr zurückkommt. Eine fieberhafte Suche beginnt, die erfolglos bleibt.
Doch dann taucht Naomi wieder auf – schwerverletzt treibt sie in der Themse. Niemand weiß, wie sie dorthin gekommen ist und ob sie überhaupt überleben wird.
Die Polizei kommt zu dem Schluss, dass Naomi sich das selbst angetan haben muss. Auch ihr Umfeld fängt an daran zu glauben, denn so unwahrscheinlich es auch scheint, eine andere Möglichkeit findet niemand. Doch ihre Freunde wollen es nicht wahr haben. Sie finden Hinweise, die alles noch verwirrender erscheinen lassen. Zusammen mit Naomis Schwester Ash versuchen sie Licht ins Dunkel zu bringen und gleichzeitig mit ihrem chaotischen Leben klar zu kommen. Um hinter das Geheimnis von Naomis Verschwinden zu kommen, müssen sie sich ihren eigenen stellen und herausfinden, wie gut sie sich eigentlich wirklich kennen.
Meinung
Meine Aufmerksamkeit hatte „Mirror, Mirror“ relativ schnell. Mit seinem grellen Cover hat es mich in der Buchhandlung förmlich angesprungen. Ich bin dann ein paar Mal darum herum geschlichen, da ich mir nicht sicher war, ob dieser Roman etwas für mich ist.
Tja, das wusste ich wirklich nicht. Wer hier ein leicht zu verdauendes Jugendbuch erwartet, sollte wirklich die Finger davon lassen.
Der Schreibstil lässt einen gut in die Geschichte reinkommen, ist jugendlich, aber gleichzeitig auch erwachsen. Eine gelungene Mischung aus beidem. Wir lesen aus der Perspektive von Red, das scheinbar normalste Mitglied der Truppe, auch wenn das Elternhaus ordentlich zerrüttet ist. Der Leser erfährt dadurch im Fließtext nur eine Sichtweise, die unterbrochen wird von gelegentlichen Social Media Auszügen. Hier sind vor allem WhatsApp-Chats, Instagram-Kommentare und Tumblr-Auftritte zu finden. Diese beleuchten auch andere Ereignisse, die dem Leser sonst entgehen würden.
Rose ist eine für mich schwierige Figur. Ich kann nach der Lektüre viele ihrer Handlungen nachvollziehen, aber alles in allem finde ich sie die meiste Zeit nicht wirklich sympathisch.
Leo ist eigentlich ziemlich arm dran und hat in mir eher Mitleid als alles andere geweckt. Auch wenn er wirklich seine Momente hatte.
Naomi erscheint lange Zeit richtig geheimnisvoll, da sich die Freunde und besonders Red fragen müssen, wie gut sie das Mädchen wirklich kennen. Diese Entwicklung macht der Leser selbst mit durch und die Geschichte wird über weite Strecken davon geprägt.
Durch Reds Augen erlebt der Leser die ganze Geschichte – daher werde ich hier nicht viele Worte verlieren, da ich möchte, dass ihr euch selbst ein Bild von der Figur machen könnt und unvoreingenommen rangeht.
Erwähnenswert finde ich unter den ganzen Nebenfiguren Ash. Sie mochte ich am liebsten. Ihre scheinbare Emotionslosigkeit beißt sich mit der tiefen Liebe für ihre Schwester und mit ihrem ganzen Handeln. Was das Mädchen hier anstellt, ist einfach der Wahnsinn.
Nun zur Geschichte. Etwas, das mir wirklich schwer fällt. Ich hab das Buch angefangen und dachte die erste Zeit regelmäßig „Was zur Hölle?“. Nach ungefähr der Hälfte musste ich es erstmal weglegen und hab es im Regal vergraben. Als ich es wieder vorholte, habe ich es dann in einem Rutsch verschlungen. Die Pause tat mir gut und half mir, die Geschichte zu verarbeiten. Denn das ist wirklich nicht leicht. Das hier ist kein einfaches Jugendbuch übers Erwachsenwerden. Das Buch reißt Wunden, es verletzt absichtlich und es zeigt Schicksale, die man verdauen muss. Etwas, das ich nicht erwartet habe. Dennoch blieb immer eine spürbare Distanz, die ich selbst nicht recht verstehe. „Mirror, Mirror“ hat mich mit einem unbestimmten Gefühl zurück gelassen. Vielleicht, weil es zu echt war. Weil alles wirklich geschehen könnte. Vielleicht habe ich mich automatisch selbst distanziert. Ich weiß es nicht.
Empfehlung für
Leser, die gern einen ungewöhnlichen und schwer zu fassenden Coming-of-Age-Roman lesen wollen. Die sich nicht darum scheren, dass man diesen Roman beim Jugendbuch findet, auch wenn er eigentlich nicht so recht irgendwo hin passt. Die nichts gegen ein bisschen Beklemmung beim Lesen haben und sich auf Geschichten einlassen können.
Fakten
Verlag: Fischer Verlag, 2017
ISBN: 978-3-596-70234-3
Preis: 14,99 €
zur Leseprobe
Über die Autorin
Cara Delevingne bringen die meisten wohl nicht auf Anhieb mit Bücher in Verbindung. Die Britin ist eine der einflussreichsten Personen ihrer Generation und wurde als Model mehrfach ausgezeichnet. Als Schauspielerin wurde sie unter anderem durch die Verfilmungen von Anna Karenina, Margos Spuren und Suicide Squad bekannt. In den sozialen Medien findet man sie gefühlt überall. „Mirror, Mirror“ ist ihr erster Roman.